Naturjuwel Körbersee ist der schönste Platz Österreichs
Dreieinhalb Hektar groß, acht Meter tief und bis zu 24 Grad warm – im Hochsommer. Das sind die harten Fakten des Körbersees in Schröcken im Hochtannberggebiet – aber nicht der Grund, warum Besucher hier erleben wie sich Stille anhört und warum der See der neue Shooting-Star Österreichs ist.
Ein kleiner Bergsee. Weit und breit keine Straße. Nur ein schmaler Weg, der am Ufer entlang bis an die ersten Stufen eines Hotels führt. Die Gäste auf der Terrasse unterhalten sich. Gedämpft. Zwischendurch hört man das schwache Klirren der Gabeln auf den Tellern. Und den Wind, der im angrenzenden Wald mit einer sanften Bewegung einen Kiefernzapfen auf den weichen Waldboden fallen lässt. Wer hätte gedacht, dass ein so abgelegener Ort jemals ins Rampenlicht einer der größten TV-Shows Österreichs kommen würde – und damit über Nacht zum viel beachteten Star wird. Und das alles nur wegen der unglaublich beeindruckenden Naturschönheit, wegen dieser erhabenen Ausstrahlung und natürlichen Anmut, die Besucher hier bereits seit Jahrhunderten ins Schwärmen geraten lässt. Die Zuschauer im TV-Studio in Wien jubeln ausgelassen, als sie das Bild des Körbersees auf dem Bildschirm sehen. In der ORF Sendung „9 Plätze 9 Schätze“ steht er zur Wahl zum schönsten Flecken Österreichs. Dieser kleine und beschauliche Ort nimmt, als zuvor gewählter Landesvertreter Vorarlbergs, an der österreichweiten Show teil – und räumt den ersten Platz ab.
Ein Star ohne Allüren
Von dem tosenden Applaus im ganzen Land bekommt man am See selbst nichts nimmt. Hier lässt man den Blick schweifen: über die sanft abfallende Wiese, die mit ihrem satten Grün den kiesigen Weg umrahmt und auf der friedlich die Almkühe grasen, und den hölzernen Steg. Übermächtig ragt auf der gegenüberliegenden Seite die Juppenspitze mit ihren 2.412 Meter in den Himmel, spiegelt ihre markanten Umrisse und felsigen Flanken in dem klaren Wasser – fast wie gephotoshopped. Alles hier oben ist ruhig, alles wogt und doch ist das Gebiet nun eine nationale Berühmtheit. Der See wird in der Hauptstadt gefeiert, Reisepläne werden geschmiedet und mit einem Mal steht ein so verwunschener Ort mitten im Rampenlicht. Obwohl die Terrasse des Berghotel Körbersee heute nicht einmal voll besetzt ist.
Das Hotel am See
Dabei hätte es einmal ganz anders kommen können: Als das Hotel Weihnachten 1930 am Körbersee auf 1.654 Meter von dem Tourismuspionier Franz Xaver Strolz eröffnet wurde, war dort eine wintersichere Straße von Schröcken nach Lech geplant. Eine perfekte Lage für ein Hotel also, dachten sich clevere Unternehmer. Dem Bau der Straße wurde der Ausbruch des zweiten Weltkriegs zum Verhängnis und die Pläne danach nie wieder aufgenommen. Das Hotel hingegen steht heute noch an diesem entrückten Ort und wird von der Familie Schlierenzauer geführt, die hier oben ganzjährig wohnen. Es ist aber nur ein Grund, warum Wanderer und im Winter Skifahrer hier hochkommen. Vor allem ist es der See, die Lage, wahrscheinlich auch die fehlende Straße und diese ergreifende Schönheit der Natur, die hier herrscht, die einen Ort und Zeit vergessen lässt. Dabei mutet alles an wie ein kleines Paradies, fernab des Alltags. Paare, die im Ruderboot über den See treiben und sich im Angesicht der Lechtaler Alpen und des Hochtannbergpasses tief in die Augen blicken. Wie viele Heiratsanträge hier oben wohl schon gemacht wurden? Oder wie viele Fotografen bei dem Anblick des Körbersees am frühen Morgen fast verrückt geworden sind, weil sie nicht wussten wie sie all die Motive mit dem sanften Nebel und dem warmen Licht schnellstmöglich einfangen sollten, bevor sich der See in einen hochsommerlichen Gebirgsbadesee verwandelt?